Jüdisches Leben in Landau - Jüdische Weinhändler und Pfälzer Weinkultur
Öffentliches Symposium am Donnerstag, den 10. Oktober von 9.15 - 18.00 Uhr im Alten Kaufhaus, Rathausplatz Landau  und  Vorstellung des Buches: Oma Minas Käsekuchen am 11. September ab 17.00 Uhr in der Landauer Buchhandlung Bücherknecht in der Theaterstraße 11
 

„Ein reger Weinhandel ist thätig in der Rheinpfalz […]“. Zur Bedeutung des Weinhandels für die pfälzische Wirtschaft um 1900 mit Dr. Ute Engelen

Die Pfalz war im 19. Jh. ein wachsendes Weinbaugebiet und umfasste 1900 etwa 14.500 Hektar bewirtschaftete Weinberge.  Der erzeugte Wein konnte von vielen kleinen Betrieben nur über den Weinhandel abgesetzt werden. Mit der Gründung des Deutschen Zollvereins 1834 wurden bis zur Reichsgründung 1871 innere Zollschranken abgebaut. Für den Weinhandel in der Rheinpfalz erwies sich neben dem Rhein das in der zweiten Hälfte des 19. Jh. dicht ausgebaute Schienennetz als vorteilhaft.
Wie andernorts schwankten die Erträge stark: 1899 betrug der Mostertrag in der Pfalz 740.000 Hektoliter (Wert: 25 Mio. Mark), im Folgejahr etwa die Hälfte (17,2 Mio. Mark). In den Jahren 1915-1931 verkaufte die Pfalz mit durchschnittlich 530.000 Hektorlitern den meisten Wein unter allen Anbauregionen und ein Viertel des Reichsaufkommens.  Die kleine Gruppe von 4,5 % hauptberuflichen Händler (1895) zahlten mit den Händlern im Nebenerwerb 38,2% der bayerischen Gewerbesteuereinnahmen.


The Palatinate was a developing wine-growing region in the 19th century. In 1900 it comprised around 14,500 hectares of cultivated vineyards. The wine produced could only be sold by many small businesses via the wine trade. With the founding of the German Customs Union in 1834, internal customs barriers were dismantled until the foundation of the German Empire in 1871. In addition to the Rhine, the densely developed rail network in the second half of the 19th century proved to be advantageous for the wine trade in the Rhine Palatinate. As elsewhere, yields fluctuated greatly: in 1899, the must yield in the Palatinate was 740,000 hectolitres (value: 25 million marks), in the following year about half that (17.2 million marks). In the years 1915-1931, the Palatinate sold an average of 530,000 hectoliters of wine, the most of any wine-growing region, and a quarter of the Reich's total. The small group of 4.5% full-time traders (1895) together with the part-time traders paid 38.2% of the Bavarian trade tax revenue.


Auswahlbibliographie
Bassermann-Jordan, Friedrich: Zur Geschichte des Weinbaus in der Rheinpfalz. Vortrag beim XXII. deutschen Weinbaukongress zu Neustadt a.d. Haardt 1905, Bad Dürkheim 27.8.1905.
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Hahn, Helmut: Die deutschen Weinbaugebiete. Ihre historisch-geographische Entwicklung und wirtschafts- und sozialgeographische Struktur, Bonn 1956.
Meyer, Felix: Rhein-Mosel-Pfalz, Unter Einschluss der Weingebiete der Ahr, Nahe, Saar, Ruwer und Rheinhessens. Ein Propaganda- und Nachschlagewerk für den gesamten Weinbau und Weinhandel Deutschlands, Wiesbaden 1926/1927.
Pichotta, Angelika: Jüdische Weinhändler in Landau und ihre Rolle bei der Entwicklung der Stadt nach der Entfestigung. Staatsexamensarbeit Johannes Gutenberg-Universität Mainz 2002.
Rummel, Walter: „Arisierung“ in Landau, in: Stadt Landau (Hg.), Landau und der Nationalsozialismus, Heidelberg u.a. 2013, S. 509-533.
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Türk, Henning: Ludwig Andreas Jordan und das Pfälzer Weinbürgertum. Bürgerliche Lebenswelt und liberale Politik im 19. Jahrhundert, Göttingen 2016.
Weidmann, Werner: Die pfälzische Landwirtschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts, Von der Französischen Revolution bis zum Deutschen Zollverein, Saarbrücken 1968.