Jüdisches Leben in Landau - Jüdische Weinhändler und Pfälzer Weinkultur
Öffentliches Symposium am Donnerstag, den 10. Oktober von 9.15 - 18.00 Uhr im Alten Kaufhaus, Rathausplatz Landau  und  Vorstellung des Buches: Oma Minas Käsekuchen am 11. September ab 17.00 Uhr in der Landauer Buchhandlung Bücherknecht in der Theaterstraße 11
 

Rassenwahn und nationalsozialistische Weinpropaganda – Die Ausschaltung des jüdischen Weinhandels im „Dritten Reich“  von Dr. Christof Krieger


Als das NS-Regime in den Friedensjahren des „Dritten Reiches“ unter der eingängigen Parole „Wein ist Volksgetränk!“ eine bis dahin einzigartige Absatzkampagne für den deutschen Rebensaft entfaltete, blieben die jüdischen Weinhändler von dieser staatlichen „Weinpropaganda“ selbstredend ausgeschlossen. Und damit nicht genug: Unter offenen Bezug auf die kurz zuvor erlassenen unsäglichen „Nürnberger Gesetze“ sollte der 1935er Jahrgang im pfälzischen Neustadt ganz offi-ziell zum „Rassereinen“ ausgerufen werden! Bereits Jahre bevor die legislativen Eingriffe des Hitlerstaates zur Arisierung aller jüdischen Gewerbebetriebe erfolgten, waren damit insbesondere auch die vielen jüdischen Bürger, die in Rheinhessen oder der Pfalz seit Generationen mit und im Weinhandel ihren Lebensunterhalt verdienten, ins Visier der braunen Machthaber geraten.
Wie wirkte sich die Ausschaltung des jüdischen Weinhandels daraufhin konkret in ökonomischer Hinsicht aus? Und welche Rolle spielte der Rassenwahn in der nationalsozialistischen Weinpropaganda? Oder gab es sogar eine unmittelbare Wechselwirkung zwischen beiden Feldern, die sich dann etwa in der Ausrufung der bis heute ungebrochen populären „Deutschen Weinstraße“ durch den pfälzischen Gauleiter Josef Bürkel manifestierte?

When the Nazi regime launched a unique sales campaign for the German wine during the years of peace of the "Third Reich" under the catchy slogan "Wine is the people's drink!", Jewish wine merchants were of course excluded from this state "wine propaganda". And that was not all: with open reference to the unspeakable "Nuremberg Laws" passed shortly before, the 1935 vintage in Neustadt in the Palatinate was to be officially proclaimed "racially pure"! Years before the legislative interventions of the Hitler state to aryanize all Jewish businesses took place, the many Jewish citizens in particular, who had earned their living with and in the wine trade in Rheinhessen and the Palatinate for generations, were targeted by the brown rulers. What was the concrete economic impact of the elimination of the Jewish wine trade? And what role did the racial delusion play in National Socialist wine propaganda? Or was there even a direct interaction between the two fields, which then manifested itself, for example, in the proclamation of the "German Wine Route" by the Palatinate Gauleiter Josef Bürkel, which remains popular to this day?


Literatur:

Kreuzberg, Julia: Jüdische Weinhändler im Spiegel nationalsozialistischer Medien. Zur Arisierung in Rheinhessen, in: Historischer Verein Rheinhessen e.V., Zeitschrift für die Geschichte Rheinhessens, 1/2021, S. 169-196

Krieger, Christof: Die Taufe es "rassereinen" Rebensaftes und die verlorene Unschuld der "Deutschen Weinkönigin". Das Neustadter Weinlesefest als Kristallisationsort nationalsozialistischer Volksgemeinschaft, in: Raasch, Markus (Hrsg.): Volksgemeinschaft in der Gauhauptstadt. Neustadt an der Weinstraße und der Nationalsozialismus, Münster 2020, S. 451 - 473

Krieger, Christof: Wein ist Volksgetränk : Weinpropaganda im Dritten Reich : am Beispiel des Anbaugebietes Mosel-Saar-Ruwer, Rhein-Mosel-Verlag, Zell 2018